Gauklerjahr

Nach nur sieben Stunden Flug kommen wir um 8:30 nach indischer Zeit in Delhi an. Es ist recht warm und die Luftfeuchtigkeit recht hoch. Aber ich muss sagen, dass ich es mir schlimmer vorgestellt habe. Dann warten wir auf R., ein Freund von M. Er kommt nicht und wir versuchen es per Telefon; R. war an einer anderen Stelle dieses großen Flughafens. Er umarmt uns schnell, gibt uns zu verstehen, dass wir uns beeilen sollen, denn schließlich sind wir in Indien und alles ist natürlich indisch, will heißen etwas chaotischer als in Europa. Er schleift uns an hupenden Autos vorbei und durch einen Parkplatz und da wartet schon sein Fahrer (das Fahren wird ganz gerne jemand anderem überlassen..) und wir steigen in das klimatisierte Mobilchen.



Dieses muss dann zwischendurch angehalten werden, weil die Klimaanlage nicht auf Hochtouren funktioniert und so schüttet der Mann mitten auf der Straße zweimal Wasser in das Auto, wohlgemerkt aus einer Trinkflasche, die dann wieder nachgekauft werden musste.
Das Wasser hilft extrem gut, denn die Klimaanlage läuft auf Hochtouren und ich wundere mich, weswegen ein so altes Auto eine so verdammt gute Klimaanlage hat. Nachdem ich dann drei Schichten mehr angezogen habe, geht es mir schon besser. Die Blumenkette, die uns R. zur Begrüßung geschenkt hat, hängt über meinem Fließpulli. Ich versuche noch das Gespräch mit R. auf Englisch zu halten, merke aber dass ich immer mehr wegdriffte und M. und ich schlafen kurz ein.



Aufgewacht befinden wir uns auf einer leeren vierspurigen Autobahn, auf der schnell fahren mit 120 km fahren bedeutet. Die Autobahn kostet mehr, deswegen sind auch so wenige Leute hier. Ein unbekanntes Gefühl für jeden wie uns, die ständig auf vollen deutschen Autobahnen rumtuckeln.



Dann kommen wir langsam nach Agra rein. Der Verkehr wird dichter, das Gehupe lauter, die Objekte, die die Straße passieren vielseitiger: Von Autos, zu Tuk-Tuk´s, zu Lastwägen, zu Rikshas, zu Pferdewägen, über Kühe (sehr viele Kühe!), zu Hunden, Menschen etc...alles passiert die Straße gleichzeitig. Und es wird viel gehupt!
Wir rasen an Läden vorbei, an Menschen, die auf der Straße sitzen und Dinge, wie Obst, Einzelteile von Flip Flops (also nicht der Flip Glop im Ganzen), Essen, Getränke, Snacks etc. verkaufen. Um uns herum spritzt es und der Müll wird vom Wasser weggespült. Es ist Monsunzeit und es regnet als wir ankamen. Die Leute weichen unter die Dächer, andere laufen in aller Seelenruhe weiter, auch wenn sie von oben bis unten pistchpatschnass werden.

Wir kommen an unser Hotel an. R. hat uns etwas gutes bestellt. Es ist sehr ruhig und klimatisiert, was für die ersten Nächte mit Sicherheit ganz gut ist.
Nach einer Siesta und einer Dusche geht es noch raus in die Nacht und ich sitze hinter R. auf einem Motorrad und wir cruisen im Linksverkehr durch die hupende Nacht auf der Suche nach einem Geldautomaten (der am internationalen Flughafen war außer Betrieb;). M sitzt hinter unserem Hotelbesitzer, der ihm gleich von seinen zwei Frauen erzählt. Die indische Ehe ist ein sehr interessantes Thema. Ich bin schon sehr gespannt, auf mehr Geschichten. R. ist nämlich überhaupt nicht zufrieden mit seiner arrangierten Ehefrau...Mehr dazu wann anders. Der erste Automat macht laute Geräusche und es flimmert im ganzen Raum. R. äußert nur kurz, dass dies kein guter Ort sei und wir gehen zum nächsten Automaten. Dort klappt alles und wir pesen wieder durch die indische Nacht Richtung Hotel, wo wir ein sehr leckeres Essen von einer Frau frisch zubereitet serviert bekommen. Danach fallen wir ins Bett, wälzen uns ab und zu noch hin und her, weil wir nicht so recht wissen, wie hoch wir den Ventilator einstellen und ob wir die Klimaanlage anmachen sollen oder aus Angst vor Halsschmerzen sie doch lieber aus lassen. Es ist ein kurzes hin und her bis wir wie Steine in den Betten liegen und nur duch den gestellten Wecker den nächsten Tag beginnen.

Dann der nächste und erste Morgen in Indien mit diesem Blick von unserem Hoteldach ...

... na?? wie viele Kühe verstecken sich hier??